Erneuerbare Energiequellen wie Photovoltaik (PV) und Windkraft bringen zunehmend Schwankungen in der Stromerzeugung. In Zeiten hoher Solar- oder Windproduktion fallen an der Strombörse die Preise, während bei geringem Angebot die Preise steigen. Flexible Stromtarife – auch dynamische Tarife genannt – nutzen diese Börsenpreisschwankungen und ermöglichen es Verbrauchern, ihren Strompreis stündlich (und künftig sogar viertelstündlich) anzupassen. Für Eigenheimbesitzer mit PV-Anlage und Batteriespeicher eröffnet das erhebliche Sparpotenziale. Dieser Beitrag erläutert, was flexible Stromtarife sind, warum sie in Zukunft wichtig sind, welche Vor- und Nachteile sie mit sich bringen und wie man mit Victron Energy’s Dynamic ESS seine PV- und Speicheranlage optimal darauf abstimmt.
Was sind flexible (dynamische) Stromtarife?
Flexible Stromtarife sind Stromverträge, bei denen der Arbeitspreis nicht fix ist, sondern sich ständig ändert. Statt rund um die Uhr den gleichen kWh-Preis zu zahlen, richtet sich der Preis hier nach dem Großhandelsmarkt – typischerweise dem Day-Ahead Markt der europäischen Strombörse EPEX Spot. Dabei wird für jede Stunde des nächsten Tages ein eigener Preis festgelegt (ab Juni 2025 sogar für jede Viertelstunde). Verbraucher mit einem solchen Tarif können die Preise für den kommenden Tag etwa ab 16 Uhr einsehen und ihren Verbrauch gezielt in die günstigen Stunden verlagern. In Stunden mit sehr viel Überschussstrom können Börsenpreise sogar negativ werden – einige Anbieter geben solche negativen Preise an Kunden weiter, die dann tatsächlich Geld bekommen, wenn sie in diesen Phasen Strom aus dem Netz beziehen. Natürlich fallen neben dem Energiepreis weiterhin Netzentgelte, Steuern und Abgaben an, doch der Energiekostenanteil folgt direkt dem Börsenmarkt.
Um von dynamischen Tarifen zu profitieren, ist in der Regel ein intelligenter Zähler (Smart Meter) erforderlich, der den Verbrauch zeitlich genau erfasst. In Österreich und Deutschland werden Smart Meter derzeit flächendeckend eingeführt. Ab 2025 sind Stromanbieter in der EU sogar gesetzlich verpflichtet, dynamische Tarife anzubieten, sofern ein Smart Meter installiert ist. Während solche Tarife in skandinavischen Ländern schon verbreitet sind, steckt Deutschland/Österreich noch in den Anfängen. Doch das Bewusstsein wächst: Dynamische Tarife versprechen nicht nur Einsparungen für Verbraucher, sondern gelten als zentraler Baustein für die Energiewende.
Warum flexible Stromtarife die Zukunft sind
Für die Integration erneuerbarer Energien und die Stabilität des Stromnetzes sind flexible Tarife von großem Vorteil. Zum einen können Haushalte Geld sparen, indem sie ihren Verbrauch gezielt auf günstige, „grüne“ Stunden verlagern – etwa mittags, wenn viel Solarstrom verfügbar ist, oder in windreichen Nachtstunden. Zum anderen profitieren auch Gesamtsystem und Netz: Wenn viele Verbraucher den Preiszeichen folgen, werden Lastspitzen im Netz reduziert und der Verbrauch besser an die Erzeugung angepasst. Das trägt dazu bei, Netzüberlastungen zu vermeiden und den Bedarf an teurem Netzausbau zu senken. Außerdem müssen Anbieter bei dynamischen Tarifen weniger Risikoaufschläge einkalkulieren, da sie Preisänderungen direkt an die Kunden weitergeben – das kann die durchschnittlichen Strompreise tendenziell niedriger halten. Flexible Tarife machen das Stromsystem insgesamt effizienter und resilienter gegenüber Schwankungen. Viele Experten betrachten sie daher als wichtigen Schritt, um die Energiewende voranzubringen.
Auch die Politik fördert diesen Trend: In Deutschland z.B. wird der Smart-Meter-Rollout beschleunigt und Verbraucher mit hohem Verbrauch (z.B. Wärmepumpen-Besitzer) erhalten vermehrt dynamische Tarif-Angebote. Langfristig könnten sogar Netzentgelte zeitvariabel gestaltet werden, um Anreize für netzdienliches Verhalten zu schaffen – etwa günstigere Netzgebühren in Zeiten niedriger Gesamtnachfrage. Regionale Vorreiter wie Vorarlberg (AT) denken bereits darüber nach, neben den Energiepreisen auch die Netzkosten an zeitliche Tarife zu koppeln, um so den Netzausbaubedarf zu senken (z.B. durch ein Viertelstunden-Tarifmodell der Vorarlberger Energienetze in Planung). Solche Maßnahmen würden sowohl Privathaushalten als auch der Wirtschaft nutzen, da Investitionen effizienter genutzt würden und Strom insgesamt günstiger erzeugt, transportiert und verbraucht werden kann.
Vorteile für Verbraucher und Stromsystem
Flexible Stromtarife bieten eine Reihe von handfesten Vorteilen:
Kostenersparnis für Verbraucher: Durch intelligentes Lastmanagement lassen sich Stromrechnungen deutlich senken. Strom ist zu börslich günstigen Zeiten oft viel billiger als im Durchschnitt – in sonnenreichen Mittagsstunden oder bei starkem Wind können Preise nahe Null liegen. Ein Haushalt mit Batterie kann z.B. nachts günstig Strom laden und diesen am Abend nutzen, wenn der Strompreis hoch ist, und so teuren Netzbezug vermeiden. Studien und Praxisbeispiele zeigen Einsparpotenziale von mehreren hundert Euro im Jahr, besonders wenn flexible Verbraucher vorhanden sind (z.B. Wärmepumpe, E-Auto). Zusätzlich profitiert man indirekt von jedem Kilowatt, das die eigene PV-Anlage zu teuren Zeiten ins Netz einspeist, da man diesen Strom nicht teuer zukaufen muss – manche Tarife vergüten sogar Überschusseinspeisung zum Spotmarktpreis.
Netzentlastung und Klimaschutz: Wenn viele Verbraucher preisgesteuert handeln, glätten sich Lastspitzen im Stromnetz. Teure Spitzenlastkraftwerke springen seltener an, und Netzbetreiber müssen weniger Reservekapazitäten bereitstellen. Die Netzinfrastruktur wird effizienter ausgelastet, was langfristig Ausbaukosten spart und die Strompreise stabilisiert. Gleichzeitig verringert sich die Abregelung erneuerbarer Anlagen (Curtailment), weil überschüssiger Ökostrom über niedrige Preise Abnehmer findet. Flexible Tarife fördern also die Nutzung von sauberem Strom und helfen, CO₂-Emissionen zu reduzieren. Insgesamt entsteht ein win-win für Teilnehmer und Gesellschaft: Der Einzelne spart Geld, und das Energiesystem wird umweltfreundlicher und stabiler.
Transparenz und Eigenverantwortung: Dynamische Tarife machen den Strompreis und -verbrauch greifbarer. Kunden sehen direkt, wann Strom teuer oder billig ist, und können ihr Verhalten daran ausrichten. Dieser Lerneffekt kann zu einem bewussteren Umgang mit Energie führen. Moderne Apps und Portale unterstützen dabei, indem sie Preisprognosen und Empfehlungen geben. Viele empfinden es als befriedigend, durch aktive Steuerung die Stromkosten zu senken und einen Beitrag zur Netzstabilität zu leisten. Es entsteht ein aktives Energiemanagement im eigenen Zuhause.
Natürlich hängen die Ersparnisse im Einzelfall stark vom Nutzungsverhalten ab. Wer z.B. einen Batteriespeicher oder verschiebbare Lasten (Wäsche, E-Auto-Ladung etc.) hat, kann deutlich mehr profitieren als jemand mit sehr konstantem Verbrauchsprofil. Dennoch: Selbst für Durchschnittshaushalte tendieren dynamische Tarife auf lange Sicht oft zu niedrigeren Kosten, da kein Sicherheitsaufschlag für Preisschwankungen eingepreist ist.
Mögliche Nachteile und Hürden
Trotz ihrer Vorteile sind flexible Tarife kein Allheilmittel – es gibt auch Herausforderungen und Punkte, die beachtet werden müssen:
Preisschwankungen und Risiko: Bei dynamischen Tarifen trägt der Kunde das Preisrisiko. In Zeiten knapper Stromproduktion (z.B. abends bei Dunkelflaute) können die Börsenpreise sehr hoch schießen. Ohne Gegenmaßnahmen zahlt man dann mehr als bei einem Fixpreis-Tarif. Wer seinen Verbrauch nicht anpassen kann oder will, könnte unerwartet hohe Rechnungen erleben. Ein dynamischer Tarif erfordert also die Bereitschaft, sich mit dem Strompreis auseinanderzusetzen, oder die Hilfe von Automatisierungssystemen, die das für einen übernehmen.
Komplexität und Informationsbedarf: Viele Menschen kennen sich mit Börsenstrompreisen (noch) nicht aus – über 70 % der Deutschen wissen laut Umfragen nicht, was ein dynamischer Tarif ist. Anfangs wirkt das Modell kompliziert: Man muss täglich Preise prüfen oder der Technik vertrauen, was eine Hemmschwelle sein kann. Zudem ist ein Smart Meter Voraussetzung, und die Umstellung auf einen neuen Anbieter schreckt manche ab. Allerdings gilt: Die jungen Tarifanbieter bemühen sich um nutzerfreundliche Apps mit Prognosen, Benachrichtigungen und automatischen Optimierungen, sodass der Aufwand minimal gehalten wird.
Schwankende Ersparnis: Die konkrete Einsparung variiert je nach Jahr und Marktlage. In Jahren mit konstant hohen Preisen (z.B. aufgrund von Gasknappheit) kann auch der Durchschnittspreis eines dynamischen Tarifs hoch sein – dann ist der Vorteil geringer. Dafür profitiert man in günstigen Phasen umso mehr. Es gibt kein Kostenairbag außer der eigenen Flexibilität. Einige Anbieter bieten allerdings Kombinationen an, etwa Tarife mit Preisdeckel oder Mischung aus fix und variabel, um das Risiko zu begrenzen.
Batterielebensdauer und Verschleiß: Für Besitzer von Batteriespeichern stellt sich die Frage, ob häufiges Laden/Entladen für Tarifgewinne die Batterie zu stark beansprucht. Jede Ladezyklus verkürzt die Lebensdauer ein Stück. Moderne Energiemanagement-Systeme – wie Victrons Dynamic ESS – berücksichtigen jedoch die Batteriekosten pro kWh und vermeiden Zyklen, die sich nicht lohnen. So wird die Batterie nur dann für Arbitrage genutzt, wenn die Preis-Spanne den Verschleiß rechtfertigt. Trotzdem sollte man sich bewusst sein, dass der ökonomische Gewinn durch Batteriespeicherung von der Batteriegröße, -effizienz und den Preisdifferenzen abhängt.
Begrenzte Anbieterwahl bisher: Noch führen nur wenige Versorger wirklich dynamische Produkte, insbesondere für Privatkunden. Die Pioniere sind oft neue, kleine Anbieter – die etablierten Versorger ziehen aber nach, nicht zuletzt durch die EU-Vorgaben ab 2025. Während also mancherorts schon viele Optionen bestehen, kann in manchen Regionen die Auswahl heute noch eingeschränkt sein. Dies ändert sich jedoch rasant.
Unterm Strich überwiegen bei informierter Nutzung die Vorteile, doch jeder Interessent sollte seinen eigenen Alltag betrachten: Habe ich ausreichend Flexibilität (oder technische Hilfsmittel wie Speicher, Smart Home), um von schwankenden Preisen zu profitieren? Bin ich bereit, mich initial etwas einzuarbeiten? Wenn ja, dann steht einem Wechsel zu einem flexiblen Tarif wenig entgegen.
Beispiele dynamischer Stromtarif-Anbieter
In der DACH-Region sind in den letzten Jahren mehrere dynamische Tarife auf den Markt gekommen. Hier einige Beispiele:
aWATTar: Einer der ersten Anbieter (aus Österreich, inzwischen auch in Deutschland tätig). Bei deren Tarif „Hourly“ wird der Strom stündlich zum Börsenpreis abgerechnet. Aufschläge sind transparent: +3 % auf den Börsenpreis, +1,5 Cent/kWh Fixum, plus Mehrwertsteuer. Kunden erhalten die Preise für den Folgetag täglich per App oder Web und können so planen. Sogar negative Preise werden weitergegeben, d.h. bei Stromüberschuss sinkt die Stromrechnung entsprechend. aWATTar bietet auch eine Einspeise-Option an, bei der überschüssiger PV-Strom zum Spotmarktpreis vergütet wird (statt eines festen Einspeisetarifs).
smartENERGY (Energie Steiermark): Mit „smartCONTROL“ bietet ein großer Regionalversorger einen stündlichen Börsentarif für ganz Österreich. Der Börsenpreis (Day-Ahead) wird 1:1 weitergegeben, nur ein geringer Aufpreis pro kWh und Grundgebühr kommen hinzu. Smart Energy wirbt mit hoher Transparenz – Kunden sehen in der App sowohl Energie- als auch Netzkosten in der Monatsabrechnung. Daneben gibt es dort auch Tarife mit Zeitfenstern (z.B. „smartNIGHT“ für Nachtschwärmer, „smartWEEKEND“ für Wochenendnutzer), falls man es etwas simpler mag.
Spotty: Ein neuer Anbieter in Österreich, der komplett auf dynamische Spotmarkt-Strompreise setzt. Keine Vertragsbindung, stündliche Preise. Über eine App können Kunden ihre aktuelle Strombezugsquelle optimieren – z.B. die Klimaanlage einschalten, wenn Strom gerade fast nichts kostet. Spotty positioniert sich als „smarter Stromanbieter“ für das ganze Bundesgebiet.
Tibber: In Deutschland (und einigen weiteren Ländern) aktiv. Tibber kombiniert einen dynamischen Tarif mit einer Smart-Home-App, die Verbraucher unterstützt, ihren Verbrauch zu steuern. Der Strom kommt zum Börseneinkaufspreis (ohne Aufschlag auf den Arbeitspreis) – Tibber verdient stattdessen an einer monatlichen Grundgebühr. Besonders Besitzer von E-Autos und Wärmepumpen sprechen Tibber an, da das Unternehmen viele Integrationen (Wallboxen, Thermostate etc.) bietet, um automatisch dann zu laden oder zu heizen, wenn der Preis niedrig ist.
Regionale Versorger mit dynamischen Angeboten: Neben neuen spezialisierten Anbietern ziehen auch klassische Versorger nach. Ein Beispiel ist die Vorarlberger Kraftwerke AG (VKW) mit dem Produkt „Strom Dynamisch“. Hier wird der Energiepreis ebenfalls auf Stundenbasis laut EPEX Spot AT weitergereicht. Ab Juni 2025 soll sogar viertelstündlich abgerechnet werden, da die Börse dann auf 15-Minuten-Intervalle umstellt. Kunden benötigen für diesen Tarif einen Smart Meter im „Opt-In“-Modus (d.h. Viertelstundenwerte werden ausgelesen). Negativpreise werden auch hier an die Kunden ausbezahlt. Netzgebühren und Abgaben bleiben allerdings (noch) zeitlich unbeeinflusst und werden jährlich festgelegt. Viele andere Stadtwerke prüfen derzeit ähnliche dynamische Tarife oder haben Pilotprojekte laufen.
Preisbeispiel: Um die Wirkung zu veranschaulichen, nehmen wir an, an einem Frühlingstag liegt der Börsenstrompreis mittags bei 5 ct/kWh und abends bei 30 ct/kWh. Mit einem dynamischen Tarif zahlt man mittags nur 5 ct für Bezug – ein Besitzer mit Batteriespeicher lädt also möglichst zu dieser Zeit den Akku auf. Am Abend, wenn 30 ct anfallen würden, kann der Haushalt den gespeicherten Strom nutzen und spart somit rund 25 ct pro kWh gegenüber einem normalen Tarif. Ohne Batteriespeicher könnte man zumindest bestimmte Geräte (Wärmepumpe, Spülmaschine etc.) gezielt auf die Mittagsstunden legen. So sinken die Kosten und zugleich wird Strom genutzt, der ansonsten vielleicht im Überfluss vorhanden wäre. Dieses Beispiel verdeutlicht das Sparpotenzial pro kWh; über Monate summiert es sich erheblich.
Ab 2025 dürften dynamische Tarife in Mitteleuropa zum Mainstream werden, da alle Stromanbieter solche Tarife anbieten müssen und Smart Meter immer verbreiteter sind. Verbraucher haben dann die Wahl – wer flexibel ist, wählt dynamisch; wer die Einfachheit bevorzugt, kann beim Fixpreis bleiben. Langfristig ist aber zu erwarten, dass flexible Tarife den Standardtarifen auch preislich überlegen sein werden, insbesondere in Kombination mit modernen Energiemanagement-Technologien.
Victron Energy Dynamic ESS – Automatisches Energiemanagement
Eine spannende Lösung, um flexible Tarife optimal zu nutzen, kommt von Victron Energy: das Dynamic Energy Storage System (Dynamic ESS). Victron ist ein renommierter Hersteller von Wechselrichtern, Speichern und Energiemanagement-Systemen. Dynamic ESS ist eine Software-Funktion, die in Victrons Systemsteuerung integriert ist. Sie steuert intelligent den Energiefluss zwischen PV-Anlage, Batteriespeicher und Netz in Abhängigkeit vom Strompreis. Das Ziel: billigen Strom speichern, teuren Strom vermeiden. Victron Dynamic ESS schaltet je nach Preissignal zwischen Batterie, PV und Netz um. Überschüssiger Solarstrom wird bevorzugt selbst genutzt oder gespeichert, und bei niedrigen Börsenpreisen kann der Speicher aus dem Netz geladen werden. So wird teurer Netzbezug in Hochpreiszeiten minimiert.
Wie funktioniert Dynamic ESS?
Das Herzstück ist ein Algorithmus, der zahlreiche Faktoren berücksichtigt, um die optimale Strategie zu planen. Dazu zählen:
Aktueller und prognostizierter Strompreis: Die Software bezieht die Day-Ahead-Preise (und ggf. Prognosen) und weiß somit, wann Strom billig oder teuer sein wird.
Batterieparameter: Größe (Kapazität in kWh) und maximale Lade-/Entladeleistung der Batterie bestimmen, wie viel Energie gespeichert werden kann. Wichtig ist auch der Batterietyp und die Lebensdauer – daraus errechnet das System die Kosten pro gespeicherter kWh. Dieses Battery Cost fließt in die Berechnung ein, um den ökonomischen Nutzen gegen den Batterieverscheiß abzuwägen.
Füllstand des Speichers (SoC): Das System plant z.B. bei erwarteten Preisanstiegen ausreichend Reserve ein, um noch günstig laden zu können.
Historischer Verbrauch: Aus den letzten Wochen ermittelt Dynamic ESS ein typisches Verbrauchsprofil des Haushalts.
PV-Erzeugungsprognose: Über Wettervorhersagen wird abgeschätzt, wie viel Solarstrom an welchem Tag zu erwarten ist.
Dynamic ESS entscheidet kontinuierlich: Beziehen, Speichern oder Liefern? Wenn der Strompreis unter dem hinterlegten Schwellenwert liegt, wird die Batterie nachgeladen (sofern Kapazität frei ist). Ist der Preis hoch, wird der Haushalt möglichst aus dem Akku versorgt, um teuren Netzstrom zu vermeiden. Überschüssige PV-Produktion lädt primär die Batterie, statt ins Netz zu gehen. Kurz gesagt: Dynamic ESS optimiert das Eigenverbrauchs- und Bezugsmuster, um Kosten zu sparen, ohne dass der Nutzer manuell eingreifen muss. Für Hausbesitzer mit PV und Speicher liegt der größte Nutzen eindeutig in Kombination mit dynamischen Spot-Tarifen.
Dynamic ESS auf der Victron-Anlage einrichten – Schritt für Schritt
Voraussetzungen prüfen: Dynamic ESS erfordert ein Victron-System mit GX-Steuergerät (z.B. Cerbo GX, Color Control GX) und installierten ESS-Assistenten sowie die Firmware Venus OS ab Version 3.30. Ein Internetanschluss ist
erforderlich, um Preis- und Wetterdaten zu laden.
Firmware-Update: Das GX-Gerät auf Version 3.30 oder höher aktualisieren (über das Victron Remote Management Portal oder lokal via SD-Karte/USB-Stick).
Dynamic ESS aktivieren: Im Menü „Einstellungen“ des GX-Geräts erscheint nach dem Update der neue Eintrag „Dynamic ESS“. Ein Einrichtungsassistent führt durch die Konfiguration (ca. 15 Minuten).
Parameter eingeben: Batteriegröße und -leistung, Batteriekosten pro kWh, Tarif- und Preisformeln, Standort für Wetterdaten sowie eventuelle regulatorische Einschränkungen (z.B. Einspeiseverbot) werden hinterlegt.
In Betrieb nehmen: Nach Abschluss beginnt Dynamic ESS automatisch, die Anlage zu optimieren. Im Victron-Portal sieht man eine grafische Übersicht der geplanten Lade-/Entladezeiten. In den ersten Wochen sammelt das System Lerndaten, danach läuft es dauerhaft automatisiert weiter.
Beispiel: Mit aWATTar-Tarif plant das System nachts günstigen Netzstrombezug, lädt den Speicher bei Bedarf, nutzt tagsüber PV-Strom und vermeidet teuren Abendstrombezug. Sogar Wallboxen oder Heizsysteme lassen sich bei Bedarf in günstige Zeitfenster legen – das alles ohne ständiges manuelles Eingreifen.
Fazit
Flexible Stromtarife in Kombination mit PV und Batteriespeicher sind ein wichtiger Trend für die Zukunft. Sie bieten Hausbesitzern finanzielle Vorteile und unterstützen gleichzeitig die Energiewende. Mit Systemen wie Victron Dynamic ESS lässt sich dieser Vorteil automatisiert nutzen: Das System übernimmt die komplexe Steuerung und sorgt dafür, dass Strom möglichst günstig bezogen und teurer Strom vermieden wird. So wird aus der eigenen PV-Anlage nicht nur ein Beitrag zur Klimawende, sondern auch ein handfester Vorteil für den Geldbeutel – ein echter Gewinn für alle Beteiligten.